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In der Ruhe liegt der Spaß!

Segler werden bei den meisten Menschen ja immer noch als Leute mit interessant-exotischem Hobby wahrgenommen, die im Zweifel zu viel Geld haben. Zwar kann sich inzwischen fast jeder eine Charterwoche oder einen Mitsegeltörn leisten, aber von Breitensport kann man wohl nur in Orten direkt am Meer sprechen. Und in der Tat sind Segler auch ein sehr spezielles Völkchen, das sich in einer ganz eigenen Sprache unterhält, die für viele unverständlich bleibt. Während der gemeine Eurosportkonsument wissen dürfte, was eine Vor- oder Rückhand beim Tennis ist, wird es beim Thema Vor- und Achterspring schon schwieriger. Und wenn das ganze dann auch noch auf „Slip“ gelegt wird, vermuten die ersten vielleicht schon einen sexuellen Übergriff.

Diese sehr eigene Sprache bedingt, dass Segler eher unter sich bleiben. Es macht ja auch wenig Sinn, in ganz „normaler“ Gesellschaft vom letzten Kroatien-Törn zu berichten. „Die Bora war der Hammer mit Böhen bis 10 und wir hatten total Probleme mit der Furlex. Und dann auch noch so ne Top-getakelte Kiste wo man das Achterstag nicht richtig durchsetzen kann.“ ??? Das Gespräch dürfte schnell Kroatien verlassen, um sich im Zweifel einer neuen Schote von Donald Trump zu widmen.

So mancher Segler übertreibt es denn auch etwas mit seinem Sendungsbewusstsein. Melden Sie sich mal zu einem Skippertraining an und Sie wissen, was ich meine. 5 Häuptlinge üben unter den wachsamen Augen eines Skippers wie man an- und ablegt, und wie man eigentlich segelt. Wenn Sie es schon nicht ertragen können, dass Ihr Beifahrer im Auto immer auf die nicht vorhandene Bremse tritt, dann werden Sie Ihre Freude daran haben, wie eifrige Mitsegler durch Handzeichen, Zurufe und Ratschläge jede Ihrer Bewegungen kommentieren. Und wenn dann auch noch am Ufer ein paar Zuschauer und ein wild gestikulierender Marinero, der in einer völlig unverständlichen Sprache Anweisungen gibt rumstehen, braucht man starke Nerven.

Und vielleicht sind es genau diese starken Nerven, die einen guten Skipper ausmachen. Dann ist es plötzlich auch egal, ob man mal rechts und links statt steuerbord oder backbord sagt. Und man lächelt die wohl gemeinten Kommentare ebenso weg, wie die Tatsache, dass ein Mitsegler mal wieder die Leine an Land schmeisst, ohne sie vorher an Bord befestigt zu haben. Dann lächelt man in sich hinein und denkt sich: „Wie schön, dass ich so ein interessant-exotisches Hobby habe!“

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