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Sail to the Stars – Segeln zum Festival in Cannes

Während der Filmfestspiele von Cannes verwandelt sich das sonst eher verschlafene Rentnerparadies in den mondänsten und verrücktesten Ort der Welt. Im Palais des Festivals handeln die Vertreter von Weltvertrieben und Filmverleihern mit Filmen aus aller Welt und darum herum treffen sich die Reichen, Schönen und Berühmten und alle die sich dafür halten auf Partys, in Restaurants und in übervölkerten Bars. Die größten Yachten der Welt gehen in den Buchten von Cannes, Antibes und Monaco vor Anker, um einen Tag nach dem Festival wieder zu verschwinden. Man fragt sich, wo diese Armada von Milliardären dann wohl als nächstes hinzieht.

Und doch ist diese Jahreszeit ideal für einen Segelausflug an die Côte d´Azur. Die Luft ist mild, das Wasser wird langsam warm, in den Häfen gibt es noch Liegeplätze und die Preise für Charter und Hafengebühren sind noch erschwinglich. (Plätze kosten für die Gegend eher günstige 30 bis 40 Euro für ein 12 Meter Schiff.)

Unser Törn begann im Hafen von Golfe Juan, zwischen Antibes und Cannes, wo wir mit vier Personen unsere Jeanneau Voyages 11.20 bezogen. Ein robustes Schiff mit erstaunlich guten Segeleigenschaften, das uns auch bei eher leichtem Wind gut voran brachte. Der Weg führte uns zunächst auf einen Ankerplatz zwischen den Iles de Lerins vor Cannes. Ein Ausflugsziel für viele Boote aus den umliegenden Häfen und gerade am Wochenende ziemlich überlaufen. Kein Wunder, kommt doch bei klarem, türkisen Wasser und dem satten Grün der Inseln schon fast etwas Karibik-Feeling auf. Ein Landgang führt zum Kloster Lerins, wo noch heute Mönche leben und auf der Insel u.a. Wein anbauen.

Am Abend liefen wir dann, vorbei an Mega-Yachten in den „Vieux Port de Cannes“ ein. Es ist ein witziges Gefühl, wenn man zu den Duschen mit Handtuch und Badelatschen durch die Meute von Filmleuten und Gästen in Smoking und Abendgarderobe spaziert. Viele Festivalbesucher mieten sich während dieser Zeit auch auf Segelbooten ein, da diese am Kai immer noch billiger sind, als die meisten Hotels. Ein Rundgang durch das Getümmel, ein Blick auf den roten Teppich und den ein oder anderen Star, ein Abendessen in der Altstadt Le Suquet. Man ist für kurze Zeit dabei und kann sich an dem Gefühl berauschen, im Anschluss wieder auf „seiner Yacht“ zu entschwinden.

Das taten wir am nächsten Morgen Richtung Nizza. Vorbei am Cap d´Antibes mit seinen Nobelhotels und Villen, am langen Strand von Villeneuf Loubet, dem Flughafen und schließlich der Promenade des Anglais bis in den Alten Hafen der Stadt. Im Gegensatz zu Cannes ist Nizza eine Großstadt. Neben der pittoresken Altstadt ist hier viel Kultur und Lebensart geboten. Ein Muss für alle Besucher ist der Genuss einer Socca (typischer salziger Pfannkuchen) bei Lou Pilha Leva in der Rue Centrale in der Altstadt.

Beeindruckend ist dann die Fahrt nach Menton. Man passiert die steile Felsküste hinter Villefrache und Eze und fährt vorbei an Monte Carlo. Mangels Platz wächst diese Stadt stetig in die Höhe und erinnert schon fast an Hong Kong mit seinen Wohntürmen, in denen hier aber oft nur die Briefkästen wirklich bewohnt sind. Der alte Hafen von Menton ist dann etwas eng und vor allem von Dauerliegern belegt. Doch die Leute vor Ort lotsen einen in eine freie Lücke. Überhaupt sind die französischen Segler sehr zugewandt und hilfsbereit. Natürlich hilft es, wenn man französisch spricht und auch die Konversation per Funk mit den Hafenmeistern geht dann leichter von der Hand, wobei aber auch englisch verstanden wird. Entgegen mancher Mitteilungen sind die Häfen übrigens erstklassig ausgestattet und haben sehr saubere und moderne sanitäre Einrichtungen. Nur Menton blieb da etwas zurück. Der Ort selbst ist mit seiner auf einem Berg gelegenen Altstadt ein Traum. Das Nahe Italien macht sich in der Sprache, dem Essen und vor allem den Preisen bemerkbar.

In einem längeren Schlag ging es dann zurück nach Golfe Juan, von wo aus wir weitere Tagestouren an die Côte Esterel unternahmen. Für alle Meilensammler ist die Côte d´Azur eher nicht geeignet, denn die Entfernungen zwischen den Häfen sind überschaubar. In einer Woche legten wir 100 Seemeilen zurück. Dafür gab es Badestops in einsamen Buchten und Spaziergänge in den Hafenstädten. Natürlich kann man auch längere Strecken Richtung Marseille zurücklegen. Allerdings sollte dafür der Wind stimmen, denn regelmäßig bläst im Frühjahr und Herbst der Mistral, so dass nicht mal Cracks rausfahren und meistens sind eher leichte Winde angesagt, die etwas Geduld erfordern.

Ein Törn an der Côte d´Azur ist denn auch eher etwas für Genießer. Und wenn dann am letzen Tag des Festival de Cannes die französischen Eigner auf ihren Booten im Fernsehen die Verleihung der Goldenen Palme verfolgen, dann wird auch klar, welche Bedeutung dieses Festival nicht nur in Cannes für die Franzosen hat.

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